Demis Volpi gilt als eine der spannendsten Persönlichkeiten im deutschen Ballett. Seit seinem Amtsantritt als Intendant des Hamburg Ballett steht er im Mittelpunkt großer Erwartungen – und hitziger Debatten. Wer ist Demis Volpi, wie wirkten sich seine Veränderungen auf das Ensemble aus und warum geriet sein Führungsstil zuletzt in die Kritik?
Über fünf Jahrzehnte prägte John Neumeier das Hamburg Ballett mit seinem unverwechselbaren Stil. Im Jahr 2024 trat Demis Volpi die Nachfolge an – ein Schritt, der für das Ensemble und die Tanzszene einen Neuanfang bedeutete. Seine erste Premiere, „The Times Are Racing“, wurde mit stehenden Ovationen gefeiert. Volpi nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die Tanzgeschichte und stellte neue kreative Akzente in den Mittelpunkt.
Mehr dazu, wie Volpi den Neuanfang nach der Neumeier-Ära gestaltet, lesen Sie in diesem Artikel des NDR.
Demis Volpi brachte neue Impulse auf die Bühne, setze auf internationale Choreografinnen wie Aszure Barton und arbeitete mit renommierten Künstlern wie William Forsythe. Besonders die Premiere des zweiteiligen Abends „Slow Burn“ zeigte das Engagement für innovative Produktionen mit „starken Frauen im Mittelpunkt“ und stellte das Ensemble vor neue Herausforderungen.
Doch nicht nur künstlerisch sorgte der neue Intendant für Furore. Das interne Klima im Ensemble änderte sich merklich. Die Einführung neuer Arbeitsweisen brachte Unsicherheiten – und Unzufriedenheit bei einigen Mitgliedern.
Im Frühjahr 2025 wurden kritische Stimmen laut. Zahlreiche Tänzerinnen und Tänzer warfen Demis Volpi fehlende Transparenz, inkonsequente Kommunikation und ein „Klima der Angst“ vor. Gleich mehrere langjährige Ensemblemitglieder brachen ihr Schweigen. Sie äußerten in einem Brandbrief an Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda schwere Vorwürfe. Auch ehemalige Tänzer*innen aus Düsseldorf, wo Volpi zuvor tätig war, schlossen sich dieser Kritik an und beklagten belastende Arbeitsbedingungen. Ein detaillierter Bericht dazu findet sich bei NDR Kultur.
Eine umfassende Zusammenfassung und weitere Stimmen zur Entwicklung im Hamburg Ballett hat auch DER SPIEGEL veröffentlicht.
Die Hamburger Kulturbehörde zeigte sich überrascht von den Vorwürfen. Bisher war die erste Saison von Demis Volpi als Erfolg verbucht worden – auch durch positiven Zuspruch vom Publikum. Dennoch werden die angesprochenen Probleme nun intern geprüft. Der Diskurs rund um Demis Volpi steht sinnbildlich für eine breitere Debatte über Führungsstile und den Anspruch an Kunstschaffende in herausgehobenen Positionen.
Demis Volpi hat das Hamburg Ballett mit neuen Visionen überrascht – doch die Kontroversen überschatten derzeit den frischen künstlerischen Wind. Wie es mit dem einst international gefeierten Ensemble weitergeht, bleibt abzuwarten. Klar ist: Die Diskussion um Arbeitsklima und Führungsstil im Tanzbereich ist wichtiger denn je. Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass Innovation und ein respektvoller Umgang Hand in Hand gehen.