Carl Hegemann gehörte zu den prägendsten Köpfen des deutschsprachigen Theaters der letzten Jahrzehnte. Als Dramaturg, Intellektueller und Lehrer hat er nicht nur die Bühne, sondern auch Generationen von Theatermacher:innen geprägt. Nicht ohne Grund würdigte ihn die DER SPIEGEL als einen der einflussreichsten Theaterleute der vergangenen 35 Jahre. Hegemann verstarb im Mai 2025 im Alter von 76 Jahren und hinterlässt eine reiche Zeit voller Innovationen und Theatergeschichte.
Seine Karriere begann Carl Hegemann Ende der 1980er Jahre, unter anderem bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Später war er an vielen renommierten Häusern tätig. Insbesondere an der Berliner Volksbühne wirkten seine Ideen, seine Energie und sein Dialog mit wichtigen Akteuren wie Frank Castorf und Christoph Schlingensief stilbildend. In diesem Nachruf auf nachtkritik.de wird hervorgehoben, wie stark Hegemann als Dramaturg das Theatergeschehen erneuerte und dabei stets als eigenwilliger Denker auffiel.
Weitere Wirkungsorte waren das Berliner Ensemble, das Burgtheater Wien sowie international bedeutende Festivals wie die Bayreuther Festspiele. Durch sein Wirken wandelte sich die Funktion des Dramaturgen oft vom "Vermittler im Hintergrund" zur intellektuell gestaltenden Figur auf und hinter der Bühne.
Carl Hegemann war nicht nur für seine Theaterarbeit bekannt, sondern auch für seinen scharfsinnigen Geist und seine unkonventionelle Art zu denken. Seine Bücher – etwa "Dramaturgie des Daseins" – zeugen von einer gedanklichen Tiefe und einer Begeisterung für das Paradoxe. Er arbeitete mit Neugier und einer Portion Ironie – immer gekennzeichnet durch das Streben nach künstlerischer Wahrhaftigkeit.
Sein freier, assoziativer Zugang zur Theaterarbeit brachte schon früh neue Impulse in das deutsche Kulturschaffen. Für viele Regisseure und Ensembles war seine Perspektive unverzichtbar. Sein Denken blieb dabei nie elitär, sondern öffnete den Bühnenraum auch für gesellschaftliche Fragen.
Von 2006 bis 2014 lehrte Carl Hegemann als Professor für Dramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig. Gleichzeitig zeigte er sein Können als freier Dramaturg und Essayist. Seine Tochter Helene Hegemann, eine bekannte Autorin und Filmemacherin, steht beispielhaft für das künstlerische Umfeld, in dem er lebte.
Der Tod von Carl Hegemann hinterlässt eine Lücke im deutschen Theater. Viele Weggefährten und Institutionen – darunter die Berliner Volksbühne – würdigten seinen Beitrag und seine mutige Art. Tagesschau.de berichtet, dass Hegemann den Theaterdiskurs über Jahrzehnte entscheidend prägte und auch bis zuletzt auf der Bühne aktiv war.
Carl Hegemann steht für ein Theater, das sich kompromisslos dem gesellschaftlichen Wandel stellt. Seine Werke und Impulse leben in unzähligen Inszenierungen, Texten und durch seine Student:innen weiter.
Carl Hegemann hat das deutschsprachige Theater verändert. Durch seine visionäre Dramaturgie, seine unkonventionellen Ideen und seinen Einfluss auf Generationen bleibt er unvergessen. Wer sich für Theater und Kultur interessiert, kommt an seinem Vermächtnis nicht vorbei. Sein Wirken ist ein Aufruf zum Weiterdenken: Theater als Raum für offene Fragen, für Erneuerung und Leidenschaft.